Am Abend eines wunderschönen Tages saß ich mit ein paar Freunden auf einer Anhöhe des Campingplatzes des Ayers Rock Resorts ca. 20 km Luftlinie entfernt vom magischen und majestätischen roten Monolith "Uluru". Uluru ist der ursprüngliche Name der Aborigines für den Berg, was übersetzt "Schattenplatz" bedeutet. So saßen wir nun im roten Sand auf dem Hügel, in der echten Hand hielt ich ein gekühltes Victoria Bitter Bier und in der linken Hand eine Zigarette. Neben mir saßen meine guten Freunde Peter, Stefan und Daniel. Über mir erstrahlten die Sterne der Milchstraße in der trockenen Wüste heller als ich sie jemals gesehen habe und in der Ferne erkannte man im Dämmerlicht den Umriss des Berges. Mein erster Gedanke in diesem Moment war: "Why is this fucking place so beautiful?". Dieser Moment an diesem Abend, an dieser Stelle der Welt, mit meinen Freunden wird meine ganzes Leben mich an die Schönheit Australiens und der Natur erinnern. Dieser Tag und dieser Abend wird einer der schönsten Tage meines Lebens sein, da war ich mir damals und bin mir auch heute noch sicher.

     "This is Aboriginal land and you are welcome. Look around and learn in order to understand Aborigina people and also  understand  that Aboriginal culuture is strong and alive."

                 Nellie Patterson, Traditional Owner

                         

 Der Uluru-Kata Tjuta Nationalpark liegt ca. 600km südwestlich von Alice Springs im Zentrum Australiens. Der Nationalpark liegt auf dem Gebiet der Yankunytjatjara und der Pitjantjatjara Aboriginals, die sich selbst auch Anangu nennen. Diese beiden Stämme sind die traditionellen Eigentümer des Landes, was von ihnen schon seit Uhrzeiten (ca. 30.000 Jahren) bewohnt und behütet wurde. Aber erst am 26. Oktober 1985 wurde ihnen ihr Land von der australischen Regierung offiziell zurückgegeben. Zuvor wurde das Land ab dem 18. Jahrhundert von den Weißen "erobert", die Aborigines verfolgt und getötet und ihr Land im Anschluss an Farmer zur Viehzucht freigegeben. Seit 20 Jahren gehört das Land nun wieder den ursprünglichen Eigentümern. Aber gehört es wirklich wieder den Anangu? Ich denke nicht, denn der Staat gab den Nationalpark nur zurück, wenn sich die Anangu damit einverstanden erklärten, dass der Park für 99 Jahre für Touristen zugänglich ist. Auch mit der Bedingung, dass Touristen den heiligen Berg besteigen dürfen. Ginge es nach den Anangu, dann würden sie die Besteigung des Berges sicherlich verbieten.

 

        

 

Bei meiner ersten Reise nach Australien war mein Gedanke an den Uluru: "Was soll denn so besonders sein an einem roten Felsen in der Wüste?" Ich dachte damals, dass der Berg und die Gegend nichts besonders ist und verstand nicht warum alle davon schwärmen. Als ich allerdings dann vor diesem roten Felsen in der Wüste stand, wusste ich was alle meinten! Der Berg übt eine majestätische und magische Anziehungskraft aus. Auch auf mich, denn bei meiner zweiten Reise zog es mich wieder zu dem Schauspiel des Berges mit seinen unterschiedlichen Farbtönungen bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Ich sehne mich dem Tag entgegen, an dem ich wieder vom Highway aus kommende den Uluru langsam auf mich zukommen sehe. Mittlerweile war ich zum zweiten Mal am Berg und war wiederum begeistert. Ich glaube es wird auch nicht zum letzten Male gewesen sein, denn jedes Mal entdecke ich neue interessante Stellen am und um den Berg.

 

    

 Gerade bei der 9km langen Umrundung des Berges, für die man ca. 2,5 - 3 Stunden benötigt, entdeckt man Tausende von verschiedenen Mustern, Ausbuchtungen und Verwitterungen, die dem Berg seit mehreren Millionen Jahren zugesetzt haben. An einer Stelle findet man einen kleinen Tümpel, an einer anderen Aboriginalmalereien und wieder irgendwo entlang des Weges betrachtet man die eindrucksvollen Erosionen der "Brain" ("Gehirn"-siehe Bilder unten).

               

            

               

            

 An dieser Stelle möchte ich auch sagen, dass man den Monolith auch besteigen kann! Etwa jeder dritte Besucher des Nationalparks besteigt den Uluru. Die Besteigung des heiligen Berges wird sehr oft, auch direkt am Berg, kontrovers diskutiert und es bestehen unterschiedliche Meinungen. Ich selbst befürworte die Besteigung absolut nicht, denn die Anangu wünschen, dass man ihren heiligen Berg und somit auch ihre Kultur respektiert und den Berg nicht besteigt. Ich bin der Meinung, dass ich nur Gast in ihrem Land bin und dementsprechend habe ich die Wünsche der Gastgeber zu berücksichtigen

 

                       

Im Informationszentrum, auf dem Carpark und direkt am Aufstieg zum Berg stehen mehrer Schilder auf denen die Anangu die Besucher bitten, den Uluru nicht zu besteigen. Dies hat vor allem zwei Gründe: zum einen ist die Aufstiegsroute der Weg, den die spirituellen Vorfahren der Anangu, d.h. ihre Ahnen aus der "Creativtime" (fälschlicherweise auch "dreamtime" genannt) gelaufen sind. Den gleichen Weg zu benutzen wäre eine Entwürdigung der Ahnen. Die Anangu selbst besteigen den Berg auch nur zu rituellen Zeremonien. Zum Zweiten gehört es zur Kultur der Aborigines, dass sie ihr Land auf dem sie wohnen und das ihnen von ihren Ahnen übergeben wurde behüten und beschützen. Ebenso alle Tiere und alle Menschen darauf. Sollte einem Menschen etwas bößes auf ihrem Land zustoßen, so trifft dies auch die Anangu sehr hart. Für uns Europäer ist dieser Schmerz, denn die Anangu nach einem Tod eines auch für sie wildfremden Menschen erleiden nicht nachvollziehbar. Müssen wir auch! Aber wir sollten es respektieren! Und bei jedem Todesfall der sich am Uluru ereignet, und dies sind bislang knapp 30 Menschen, erleiden die Anangu große Trauer und großen Schmerz. Und das alles nur, weil irgendwelche Leute dachten sie müssten den Uluru besteigen.

 

                                                      

                                                                                       don´t climb Uluru!

 

Ich möchte an dieser Stelle alle Leser bitten, dem Wunsch der Anangu zu folgen und ihren heiligen Berg nicht zu besteigen. Die Umrundung des Berges bietet ebenso wunderschöne Ausblicke auf den Uluru! Auf meiner zweiten Reise unterhielt ich mich auch mit einer ca 45 Jahre alten Engländerin über die Anangu und den Uluru. Natürlich kam im Gespräch auch die Besteigung des Berges auf, worauf sie mir als Antwort gab: "Ich habe auch 16, 75 Dollar für den Eintritt in den Nationalpark bezahlt, dann habe ich auch das Recht den Berg zu besteigen und alles zu machen was ich hier will!" Nach diesem Satz broch ich die Unterhaltung ab. Welch eine Ignoranz gegenüber fremden Kulturen!

Ein weiteres Highlight des Nationalparks ist das Visitorzentrum direkt am Fuße des Monoliths gelegen. Das Zentrum wird von den Rangern und den Anangu unterhalten und man erfährt sehr viel über die Lebensweise der Aboriginal und über die Entstehungsgeschichte des Berges. Sei es die geologische Entstehung oder die Entstehungsgeschichten der Aboriginal. Bei meiner ersten Reise traf ich auch einen Ranger, der mir vieles über die Creativtimegeschichten einzelner Stellen am Berg erzählte. Jeder kleine Krater, jeder noch so kleine Erosionen hat bei den Anangu eine bestimmte Bedeutung. Der Ranger erzählte mir auch, dass er jahrelang mit den Aborigines zusammen gelebt hat und dennoch vielleicht maximal  5 % der Geschichten des Berges weiß. Selbst engsten Vertrauten werden nicht alle Geschichten weitergegeben. Die Kinder erhalten Stück für Stück die Geschichten beigebracht, wobei es allerdings auch sein kann, dass ein Jugendlicher oder Mann immer noch nicht "reif" für alle Geschichten ist. Eine unglaublich faszinierende Kultur, in die man im Visitorzentrum zimindest einen kleinen Einblick bekommt.

           

           

Natürlich darf bei einem Besuch des Parks der Sonnenauf- und Sonneuntergang am Uluru nicht verpasst werden. Zu diesem Schauspiel finden sich allabendlich und morgens Tausende von Touristen ein. Und trotz dieser vielen Menschen ist es ein unbeschreibliches Erlebnis die minütliche Änderung der Rottöne am Uluru zu beobachten. Würde ich mich mit Farben auskennen, würde ich an dieser Stelle alle erscheinenden Rottöne aufzählen. Aber ich bin froh das ich das nicht kann, denn beschreiben kann man es sicher mit Worten nicht!

 

                                                                                               Sonnenuntergang

 

Abschließend möchte ich noch kurz auf die Geologie von den Olgas und dem Uluru eingehen. Fäschlicherweise wird oft, auch in Internetlexika, angeben, dass beide Gesteinsformen die Gleichen sind und gemeinsam entstanden sind. Dies ist allerdings falsch. Die Gesteine beider Erhebungen weisen deutliche unterschiede auf. Das Gestein der Olgas besteht hauptsächlich aus Granit und Basalt. Der Uluru hingegen aus mit sehr reichhaltigem mineralischen Sandstein. Die Mineralien sind auch der Grund für die verschiedenen Farbtöne bei unterschiedlichem Sonneneinfall. Beide Felsformationen entstanden vor ca. 550 Millionen Jahren auf dem Grund eines riesigen Sees. Durch Ablagerungen in den Senken bildete sich das Gestein. Die entgültige Form, bzw. die Formen die wir heute kennen und bestaunen, entstanden vor ca. 65 Millionen Jahren. Die Ablagerungen des Uluru formten sich allmälich zu einem "U". Dies ist auch der Grund warum man am Berg die verschiedenen Ablagerungsschichten vertikal von oben nach unten erkennen kann. Normalerweise müssten die Schichten horizontal zu sehen sein. Der Uluru ist ein Monolith, der unter der Erde weiter verläuft und weit aus größer ist als auf der Oberfläche zu sehen. Eines Tages wird das Gestein an einer anderen Stelle im Outback sein zweites Gesicht offenbaren.

                                              

 Der Uluru ist und bleibt für mich einzigartig und faszinierend. Und sollte ich nocheinmal nach Australien fahren, was höchstwahrscheinlich ist, dann werde ich auch wieder vor diesem roten Felsen in mitten des roten Outbacks stehen und ihn hochachtungsvoll bestaunen. Mir großer Freude sehe ich diesem Tage entgegen.

                                

 Ende