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Anders
wie wahrscheinlich 99% aller Touristen, die Coober Pedy nur als
Durchgangsstation Richtung Uluru sehen und nicht länger als absolut
notwendig bleiben, habe ich gefallen an dem Ort, der in der Aboriginalsprache
übersetzt "Weißer Mann im Loch" heißt, gefunden.
Coober Pedy ist für mich mehr als nur ein 3500 Einwohner zählender
dreckiger, verstaubter, viel zu heißer Ort im Zentrum Australiens.
Nein, ich habe in diesem Ort Menschen und Geschichten erlebt, die
den Ort für mich zu etwas außergewöhnlichem machen. Ich habe hier
Bekanntschaften und Freunde gefunden, einiges über den Opalabbau
und das harte Leben als Opalsucher gelernt. In dieser Reisereportage
möchte ich euch Coober Pedy, seine Bewohner und die Opalsuche etwas
näher bringen. Und vielleicht bleibt ihr bei euren nächsten Besuch
entland des Stuart Highways auch etwas länger als viele andere und
entdeckt die vielen Kleinigkeiten, die den Ort zu einer Besonderheit
in Australien machen.


Coober
Pedy liegt ca. 700 km südlich vom Uluru Nationalpark und ca. 600
km von Port Augusta, dem Startpunkt einer Durchquerung Australiens
von Süd nach Nord über den Stuart Highway. Im Ort, in dem sich wirklich
alles nur um Opale dreht, leben ca. 3500 Menschen aus 60 verschiedenen
Nationen. Doch alle haben das gleiche Ziel vor Augen - reich zu
werden mit den Opalen. Die obigen 4 Bilder zeigen deutlich welche
"Meisterleistungen der australischen Architektur" in CP
geleistet wurden. Der ganze Ort sieht aus, als wäre er eine einzige
Ansammlung von Wellblechhütten und verrosteten Maschinenteilen. Um
ehrlich zu sein sieht es nicht nur so aus, nein, es ist auch so.
Coober Pedy ist viel zu heiß, staubig, schmutzig, lebensfeindlich
und asozial. Eigentlich gibt es keinen schönen, in unserem Sinne
schönen, Platz oder ähnliches, was das Auge angenehm ansprechen
würde. Und dennoch, lässt man sich auf den Ort und diese Gegend
ein, dann erkannt man die eigentliche nicht offensichtliche Schönheit
der Stadt. Coober Pedy ist etwas besonderes und schnell spürt man
die herrschende Goldgräberstimmung, wie sie sicher auch in den Goldrauschzeiten
im frühen Amerika und Neuseeland zu finden war. Diese Stimmung zwischen
Hoffen und Bangen, Armut und Reichtum, harter Arbeit und Feiern,
dem Aufgeben oder Weitermachen - das ist Coober Pedy.
Das
man aber auch in Coober Pedy angenehm leben kann zeigt zum einen
das Bild oben rechts, auf dem der ortsansässige große Supermarkt
zu sehen ist, und das Bild unten links, auf dem bei genauerem
Hinsehen das Coober Pedy Kino mit seiner Leinwand in entdeckt.
Wie schon erwähnt
ist Coober Pedy ein sehr heißer Ort im australischen Outback. Demzufolge
können die Sommertemperaturen auch tagsüber auf über 40 Grad ansteigen.
Aus diesem Grund leben etwa die Hälfte der Menschen im Berg oder
unter der Erde, um der enormen Hitze entgehen zu können. Viele habe
auch sogenannte Mischwohnungen, die neben den Zimmern im Berg auch
noch 2-3 Zimmer nach außen haben. Ich selbst wohnte auch unter der
Erde und die dort herrschende Temperatur von ca. 21 Grad lässt sich
sehr gut aushalten. Bei meiner ersten Reise besuchte ich Coober
Pedy im Hochsommer und es war sehr heiß, beim zweiten lag über Coober
Pedy eine eisige Kaltfront. Beide beiden Besuchen war die Temperatur
unter der Erde auf dem gleichen angenehmen Niveau.
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Alle Wohnungen,
bzw. Zimmer sind mit Strom oder Wasser ausgestattet. Verlegt werden
diese Leitung wie auf unseren Baustellen. Um nun die Berg-Wohnungen
auch ausreichend mit Frischluft versorgen zu können, werden die
einzelnen Zimmer mit Frischluftkanälen, die man überall aus der
Erde empor ragen sieht, versehen. Auf dem Bild rechts erkennt man
die einzelnen Luftkamine. Betrachten wir aber nun mal die Bergwohnungen.
Auf dem großen Bild unten erkennet man links neben der Uhr in der
Decke ein ca. 50cm breites Loch, das andere Ende eines Frischluftkanals.
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Als
ich zum erstenmal die Wohnungen der Menschen betrat war ich doch
sehr von der Einrichtung überrascht. Teppichboden, genau eingepasste
Schränke, Deckenleuchter, Pflanzen, Bilder und der ganzen restlichen
Dinge, die Menschen so in Räumen oder Vitrinen aufstellen. Bis
auf die Wände und das angenehme Klima unterscheiden sich die Wohnung
in keiner Weise von Wohnungen wie sie wir hier kennen.
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Stilvoll
eingerichtete Wohn- und Schlafzimmer und effektiv gestallte Küchen
befanden sich in fast jeder Wohnung, die ich gesehen habe. Einziger
Nachteil in den Wohnungen ist die elektrische Beleuchtung. Aus diesem
Grund habe auch einig Bewohner die sogenannten Mischhäuser, um wenigstens
in 2 Zimmern auch Tageslicht zu haben. Eine Frau erzählte mir auch,
dass sie dringend ausziehen möchte, da sie nach mehrer Jahren unter
der Erde das Kunstlicht nicht mehr aushält und unbedingt wieder
Sonnenlicht in ihrer Wohnung haben möchte. Das Erstaunlichste allerdings
erlebte ich in einem Haus eines älteren Paares. In ihrem Haus befand
sich im Badezimmer ein ca. 3 mal 3 Meter großer Swimmingpool.
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Einen
sehr großen Vorteil bieten die Underground Wohnungen allerdings.
Sollte man ein neues Zimmer benötigen, da der Platz langsam zu eng
wird, dann wird einfach eine zusätzliche Wohnfläche angegraben.
Oder sie benötigen ein neues Abstellregal! Mit Hammer und Meisel
haben sie sich im nu ein Regal in die Wand geschlagen.
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In
Coober Pedy befinden sich nicht nur die Privatwohnungen der
Menschen unter der Erde. Nein, auch die sozialen und kulturellen
Einrichtungen der Stadt kommen in den Genuss des unterirdischen Klimas.
So befindet sich in Coober Pedy die Bibliothek, mehrer Geschäfte
und die Kirchen des Ortes im Berg.
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Bei
meiner ersten Reise nach Australien und während meines Besuchs in Coober
Pedy lernt ich Nathan Aretas und seine Familie kennen. Nathan lebt
schon seit er 7 Jahre alt ist mit seinen Eltern in Coober Pedy von
und mit dem Opalabbau und der Opalverarbeitung. Nathan ist Opalschleifer
und besitzt ein Opalgeschäft in der Hauptstraße. Die Opale
bezieht er hauptsächlich von seinem Vater, der trotz seines hohen
Alters noch in der eigenen Opalmine nach dem kostbaren Stein schürft.
Nathan hat in Coober Pedy eine Berühmtheit erlang, als er 1986 im
Alter von 15 Jahren in einen 25 Meter tiefen Schacht fiel und denn
Sturz ohne Verletzungen überlebte. Dies alles geschah am 24. Dezember!
Durch die Besuche bei Nathan und seiner Familie sowie zu seinen
Kontakten zu den Opalschürfern erhielt ich einen ganz besonderen
Einblick in die Mentalität und Lebensweise der Menschen hier im
Ort. In Coober Pedy leben sehr reiche Menschen und aber auch sehr
arme Menschen, denen das Glück beim Opalsuchen nicht gefolgt war.
Alle haben aber eines gemeinsam - man sieht ihnen ihren Erfolg oder
Misserfolg nicht an. Selbst Nathan der fast alle Bewohner persönlich
kennt, hat mir erzählt, dass er nicht genau weiß wer Glück und somit
Geld mit Opalsuchen gemacht hat. Dies ist in Coober Pedy ein kleines
Geheimnis. Auf dem unteren Bild sieht man Nathan (rechts) mit einem
seiner Freunde, dem Opalschürfer Gregori. Gregori hat in seiner
30jährigen Laufbahn als Opalschürfer 4 mal einen richtige dicken Fisch gefunden.
Der Wert der Opalader lag bei mehreren 100.000 Euro. Nichts desto
trotz muss Gregori immer noch bis zu 12 Stunden täglich in die Erde
und weitersuchen, was mich zu der Erkenntnis führt, dass er auch
sehr gut im Geldausgeben sein muss.
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An
dieser Stelle möchte ich ein wenig auf den Opalabbau und die
Opalverarbeitung eingehen. Bereits wenn man auf dem Stuart Highway
nach Coober Pedy fährt entdeckt man am Straßenrand die kleinen bis
großen Abhaldehügel der Bohrlöcher. Hauptsächlich sind dies Löcher
aus Probebohrungen, um festzustellen, ob das Gestein in einer Tiefe
von ca. 15-20 Metern auch Opale beinhalten könnte. Um Coober Pedy
befinden sich ca.250.000 Löcher und in eines dieser Löcher fiel
Nathan hinein. Grundsätzlich kann jeder Mensch, egal ob Australier
oder Nichtaustralier auf dem Rathaus einen Claim in der Größe von
50 mal 50 Meter anmelden. Die Kosten belaufen sich auf ca. 40 A$.
Ab
dann kann man theoretisch mit den Bohrungen oder Grabungen beginnen.
Aber
wo soll man anfangen zu bohren. Diese Frage beantwortete mir ein
Opalschürfer. Er sagte: "Take your hat and throw it anywhere.
On this place you start to drill! It´s all luck!" Tja, so einfach
kann es sein. Einfach den Hut wegschmeißen und dort anfangen zu bohren,
wo erliegen blieb. Alles ist reine Glücksache.
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Hat man
nun eine Probebohrung durchgeführt und das Gestein als gut befunden,
wird ein breitere Schacht gebohrt. In diesem Schacht können dann
Menschen und Maschinen hinabgelassen werden, denn die eigentliche
Schächte zu den Opaladern verlaufen horizontal im Untergrund entlang.
Auch hier gilt wieder "es ist reine Glückssache" in welche
Richtung der unterirdische Stollen verläuft. Und selbst dann kann
die Opalader noch 30cm hinter der Schachtwand versteckt sein und
unentdeckt bleiben. Auch mit neueren Hightech-Methoden lässt sich
die Ader nicht exakt lokalisieren.
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Die horizontalen
Schächte werden mittels großer Bagger, die im übrigen auch zum Hausbau
eingesetzt werden, gegraben. Das Gestein ist sehr leicht abzutragen,
so dass diese Schächte sehr schnell gegraben werden können. Neben
dem Glück kommt noch ein andere wichtiger Faktor für den Opalabbau
zum tragen: die Kosten für die Maschinen und den Treibstoff. Sie
belaufen sich monatlich auf ca. 4000 A$ für das Ausleihen von Maschinen,
den Treibstoff und natürlich auch die Sprengladungen. Man kann
sich vorstellen was passieren würde, wenn ein Opalsucher über Wochen
oder sogar Monate keine Opale findet. Er ist finanziell ruiniert
und muss seine Hoffnung auf den schnellen Reichtum aufgeben.
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Die
Opalsucher, denen das Glück aber zur Seite stand, finden in
den Schächten Opaladern. Hier kommt jetzt der Sprengstoff, bestehend
aus Diesel und Dünger eingewickelt in Zeitungspapier und mit einer
Zündschnur versehen, zum Einsatz. Unterhalb der Ader werden 9 Löcher
mich den Sprengstäben befüllt und gesprengt. Im Anschluss daran wird
der wertvolle Opal mit der Spitzhacke herausgeschlagen..
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Der Schutt der
Sprengungen und der verschieden Bohrungen werden mittels eines riesigen
Staubsauger an die Oberfläche befördert. Manchmal finden sich in
diesen Abraumhalden auch kleinere Opalstücke. Solche Abraumhalden
werden zum einen von den einheimischen Aborigines und von den Touristen,
die auf einen Fund hoffen, durchstöbert. Allerdings finden beide
Gruppen nicht das was sie sich erhoffen.
Auf dem untenstehende
Bild erkennt man deutlich, dass Opale sehr viel verschiedene Farben
haben können. Es gibt den billigen weißen Milchopal, den weißen
Opal, grün, blau, etc und den wertvollsten Opal, den schwarzen Opal.
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Der gefundene
und gesäuberte Opal wird dann an die ortsansässigen Opalhändler
oder Händler aus China verkauft. Hier geht es oft zu wie auf einem
Basar. Beide Seiten versuchen den bestmöglichsten Deal für den Verkauf
zu erzielen.
Durch Nathan
lernte ich auch die Weiterverarbeitung der Opal kennen. Hier gibt
es drei Unterschiede: ein Rohopal, Doublett oder ein Triplet. Letzteres
ist die einfachste Form und die preisgünstigste. Hierbei wird auf
eine schwarze Glasscheibe ein hauchdünnes
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Plättchen Opal
aufgeklebt und anschließen mit einen durchsichtigen Quarzstückchen
fixiert.
Nach der Trocknung
werden die einzelnen Steine aus der 5 mal 5 cm großen Glasplatte
(sieh Foto unten) mittels einer Schleifmaschine abgetrennt und poliert.
Bei einem Doublett bilden lediglich die Glasplatte und der Opal selbst
das Schmuckstück. Das Triplett, die einfachste Form des Opalschmucks
wird hauptsächlich bei den günstigeren Ohr- oder Fingerringsteinen
benutzt.
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unbehandelte
Tripletts auf der Glasplatte
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Aber
auch ich fand mein Glück in Coober Pedy. Leider war es kein kiloschwerer
reiner Opal, der meinem Leben sicher eine angenehm Wendung gegeben
hätte. Nein, es handelte sich um ein kleines aber feines ReisEdidgeridoo,
dass ich mir in Nathans Laden gekauft habe.
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Einer
meiner Lieblings-Australien-Geschichten ereignete sich auch in
Coober Pedy. Im Hostel des Ortes sprach mich jemand an und sagte
mir, dass ich doch Deutscher sei und es hier im ortsansässigen Bottle
Shop (Getränkeladen) das deutsche HANSA-Büchsenbier zu kaufen gebe.
Das das billige deutsche Studentenbier ausgerechnet hier im Nirgendwo
zu bekommen ist war für mich mehr als nur überraschend. So zog ich
in besagtes Geschäft um mir nur so aus alter Erinnerung zwei Büchsen
HANSA-Bier für 3,50 A$ zu kaufen und diese auch genüsslich
zu trinken. Als ich im Laden die Büchsen aus dem "fridge"
an die Theke drug, sie dort abstellte und bezahlen wollte, klingelte
das Telefon des Kassierers. Er telefonierte kurze Zeit und sagte
dann zu mir:
"Mein Chef
hat dich gerade gesehen, dass du HANSA-Bier kaufen möchtest. Er
möchte dir ein Angebot machen. kein Mensch kauft in diesem Ort HANSA-Bier
und er bietet dir an, wenn du all Büchsen die wir noch im Laden
haben kaufst, dann bekommst du die Büchse für 0,50 A$!"
Ich fragte:
"Wieviel
habt ihr denn?".
"28 Halbliter Dosen". "O.K.,
alles einpacken die nehme ich!"
Tja und
so gestalte sich der Abend mit meinen 28 Dosen HANSA-Bier sehr feucht
und fröhlich!
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So habe auch
ich meine eigene Glücksgeschichte in Coober Pedy erlebt. Und vielleicht
komme ich ja wieder zurück nach Coober Pedy und werde doch noch
meinen Opal finden, der mir unermesslichen Reichtum und Wohlstand
bietet.
Ende
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