Was wird auf mich zukommen? Wie werde ich mich in einem sehr armen Land fühlen? Beschissen, weil ich auch ein reicher Europäer bin oder erstaunt oder einfach nur traurig, was für ein Elend es auf dieser Welt gibt und andererseits der unermessliche Reichtum der westlichen Welt. Ich bin mir sicher, diese Frage im Laufe meines Trips beantworten zu können.“ (Tagebucheintrag vom 2.8.)

 

 

 

 

Bevor ich überhaupt von dieser Reise berichte sollte ich erwähnen, dass ich kein Wort Spanisch spreche, dies aber in einem dritte Welt Land, indem kaum Englisch gesprochen wird, gar nicht so schlecht wäre. Aber zur Beruhigung an alle nicht Spanisch sprechenden Leser meiner Seite: ich habe auch überlebt, man glaubt gar nicht, was man alles mit Händen und Füssen sagen kann.

Nachts um 23.20 Uhr betraten wir, ich und eine Freundin, südamerikanischen Boden. Genauer Lima, die 10 Millionen zählende Hauptstadt von Peru (24 Mio Einwohner).Entlang der Panamericana gings es Richtung Süden. Diese legendäre Straße, die sich von Feuerland bis nach Alaska erstreckt, ist in meinen Augen nichts besonders. Links und rechts der Straße liegen Müllberge. Ein ungepflegter Anblick, den eine der berühmtesten Starßen der Welt mir bietet.

  

Nachdem wir ausgecheckt hatten und mit dem Bus durch Lima zu unserem Hostel gefahren sind, bekam ich einen kleinen Kulturschock. „Wir fuhren durch so heruntergekommene Viertel, in denen viele Häuser kein Dach hatten. Die sporadisch am Straßenrand stehenden Autos waren alle kaputt und laut Reiseführer waren das noch nicht einmal die Elendsviertel der Stadt.“

Nach zwei Tagen Lima fuhren wir mit dem Bus nach Pisco um von dort die Paracas Halbinsel zu entdecken. Während der Fahrt kamen wir auch an den wirklichen Armutsvierteln am Stadtrand vorbei. Hier stranden die Andenbewohner und wohnen in Wellblech- und Basthütten mit der Hoffnung in der großen Stadt einen Job und etwas Geld zu verdienen. Bei dem Anblick kommt man zum Nachdenken: „Selbst ich als armer deutscher Student fühle mich hier sehr sehr reich. Ich habe, und werde auch weiterhin, eine Wohnung mit Strom, Wasser und Toilette haben...“ (TB-Eintrag vom  4.8.)

   

    

Nach 4 Stunden erreichten wir Pisco (90.000 Einwohner), das Tor zur Paracas Halbinsel. Die Halbinsel zeichnet sich durch zwei Attraktionen aus. Zum einen die Geoglyphen, die sich an der Küste befinden und zum anderen durch die vorgelagerte Insel, bei den Einheimischen auch "Galapagos Insel für Arme genannt“.  Kaum stoppte der Bus in Pisco waren wir auch gleich umringt von Schleppern, die uns ihr Hostel anpreisen wollten. Manchmal kann so etwas schon sehr nerven, auf der anderen Seite fahren diese einen mit dem Auto zum Hostel und man kann es sich anschauen. Gefällt es einem nicht, fahren sie zum Nächsten. Eigentlich erspart dies die Hostelsuche im Reiseführer. Abends gingen wir natürlich gleich auf den Markt. Die Märkte in Peru und Bolivien sind absolut sehenswert. Unglaublich welche Vielfalt diese an Nahrungsmitteln bieten. An dieser Stelle möchte ich auch jedem empfehlen, der  günstig und lecker Essen möchte, genau auf diese Märkte zu gehen. Normaleweise trifft man auf den Märkten sehr wenige Touris, die dort Essen. Aber wie der alte Grundsatz schon lautet: „Esse immer da wo die einheimischen Essen, denn da kann das Essen nicht verdorben oder schlecht sein!!“ Und da ist was wahres dran. Wir haben immer sehr lecker und ohne Durchfall oder ähnliches dort gegessen. So zurück aber zur Halbinsel. Am nächsten Morgen sind wir mit einem Boot zu der Insel rausgefahren.

         

         

Auf halben Weg an der Halbinsel entlang entdeckt man dann auf einem Festlandhügel die grandiose Wüstenzeichnung „El Candelabro“ (sieh obige Bilder). Ein ca. 180 Meter hohes und 70 m breites Abbild (wahrscheinlich, genau weiß man es nicht) eines Kandelabro-Kaktus. Genauso verwunderlich wie die Entstehung der Geoglyphe (Bodenmarkierung) ist die Frage, warum er immer noch existiert. Am sandigen Wüstenhang pfeifen die Pazifikwinde durch, doch der Sand weht die Riefen und Rillen nicht zu. Unglaublich und mystisch !

Je näher wir den vorgelagerten Inseln kamen, desto stärker roch man den Guano (Vogelmist). Endlich angekommen erwartete uns ein Meer von Vögeln - tausende und abertausende von Pelikanen, Kormoranen, Baßtölpen etc flogen über uns hinweg. Auf den ganzen Inseln fand man fast keinen Meter, der nicht von Vögeln besetzt war. In Wassernähe tummelten sich zudem tausende von Seehunden und Seelöwen. Unglaublich dies einmal gesehen zu haben!

Zurück auf dem Festland besuchten wir noch den natürlichen Friedhof der Paracas-Kultur, einer Preinkakultur (ca. 1000 v Chr.).  Sehr beeindruckend empfand ich dabei die sehr oofen begehbaren Grabstätten.

  

          

         

       

                     

"Da mir der „El Candelabro" so gut gefallen hat, freue ich mich tierisch auf die   Geoglyphen von Nasca. Morgen geht es dahin!“ TB-Eintrag vom 7.8.)

Nach holpriger Busfahrt (normal in Peru) und einer entspannten Nacht buchten wir einen Flug um die Nasca Geoglyphen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden, zu betrachten. Die Geoglyphen umfassen ein Gebiet von 700 gkm. Hier wurden in die regenlosen Pampa über 100 geometrische Figuren, Flächen, Spiralen, etwa 1000 gerade Linien und über 30 große tier- und menschengestaltige Abbildungen eingekratzt.

„Und da waren sie: der Wal, der Astronaut, der Kolibri, der Kondor, etc. Unzählbar viele Tierzeichen von einer Größe von 30 bis 300 Metern. Dazu kamen meiner Meinung nach noch spektakulärere Dreiecke, Trapeze und endlos lange, kerzengerade (selbst über Hügel) Linien.

Wirklich beeindruckend welche Präzision die Nasca-Kultur an den Tag legte. Bleibt nur noch die Frage wozu sind diese Bilder geschaffen worden ?“

Eine Frage, die man auch heute noch nicht eindeutig beantworten kann.

Momentan fällt mir die Freundlichkeit der Menschen auf. Oft, sehr oft werden wir mit "hola" auf der Straße gegrüßt und die Menschen lachen uns freundlich zu."  (TB-Eintrag vom  9.8.)  Was an dieser Stelle auch einmal gesagt gehört ist, dass ich überall aufgrund meiner stattlichen 2.05 Meter, als Phänomen angegafft wurde. Auf der Straße und vor allem in den Märkten überragte ich die Einheimischen um längen".

Arequipa, 9.August 2000: endlich habe ich eine Alpaka Mütze. Schön warm! Die Stadt liegt auf ca. 2300 Meter Höhe und ist mit etwa 620.000 Einwohnern die Zweitgrößte in Peru. Mit ihren weißen Prachtbauten und dem einladenden Plaza de Armas ist Arequipa allemal eine Reise wert. In dieser Stadt sollte man einfach nur entspannt bummeln und die Atmosphäre aufsaugen, oder man besucht das beeindruckende Kloster Santa Catalina.Zwei Tage später fuhren mit einem kleinen Bus zum Colca Canyon, dem tiefsten Canyon der Welt. Tiefer als der Grand Canyon, der nur durch seine Breite besticht. Der Colca Canyon ist an der tiefsten Stelle ca. 4000 Meter tief  (zum Vergleich. Grand Canyon ca. 1500 Meter). Es ist wirklich sehr imposant: „ Ich fühle mich in Angesicht solcher gewaltigen Ausmaße klein und mikrig!“

      

Und der Canyon ist auch wegen seiner Andenkondore, den größten Flugvögeln der Welt berühmt. Und ich durfte einen sehen! Langsam in kreisenden Bahnen erhob sich dieses mächtige Tier gen Himmel.

                

Ach du Scheiße, was für eine Horrozugfahrt nach Puno. Es begann schon kurz nach dem Start in Arequipa mit einer Panne. „Mal schauen wie sicher eine Zugfahrt ist? Diese Frage hat sich bereits nach 10 Minuten erledigt. Es gab einen Knall, die Lichter gingen aus und als ich zum Fenster raussah, sah ich den vorderen Wagen 15 Meter weiter stehen. Mitten im Fahren sind die Wagen abgekoppelt. Na toll! Als ich dann noch gesehen habe wie die Mechaniker, mit Taschenlampen bewaffnet, es wieder reparierten, war alles zu spät. Mit einem Eisenbolzen wurde der Spiel, den die beiden Puffer hatten beseitigt, indem sie den Bolzen reingeschlagen haben. Na hoffentlich hält das auch am Berg" (TB-Eintrag vom 13.8.)   Es hat gehalten und die Fahrt dauerte endlos lange im überfüllten Holzklassewagen. An Schlaf war bei mir nicht zu denken!

               

     

       

Endlich in Puno und am Titicacasee angekommen lernten wir Kathi und Mark kennen, mit denen wir am nächsten Tag auf die Insel Amantani fuhren. Erstes Ziel auf dem Titicacaasee, der auf 3810 Meter Höhe liegt, 13 mal größer als der Bodensee und der höchstgelegen schiffbare See der Erde ist, waren die Schilfinseln der Uros. Diese Inseln werden aus Totora Schilf gebaut und schwimmen auf dem See. „Es fühlt sich an, als ob man auf einer dicken Turnmatte läuft“. Bedingt durch mein nicht gerade zierliches Wesen bin ich an manchen Stellen am Rande der Inseln auch eingesunken und stand im Wasser. Aber ansonsten ist es unglaublich, dass die Inseln und die Boote nur aus dem Schilf bestehen. Nach dreistündiger sonniger Fahrt haben wir endlich Isla Amantani erreicht.

               

     

     

     

     

                

Diese Insel ist im Gegensatz zur bekannten und sehr touristischen Isla Taquile sehr ruhig und kaum von Touris bevölkert. Hier wohnten wir auch bei Einheimischen, die uns mit Obdach und Verpflegung versorgten. Das man auf solchen Inseln seine Bedürfnisse einschränken muss zeigt wohl am Besten das Bild unserer Toilette, die exakt gegenüber eines Weges lag und keinen Vorhang hatte. Abends sind wir noch schnell, na ja schnell, wenn man bedenkt, dass das Laufen auf 4000 Meter Höhe schon etwas anstrengend ist, auf den Berg der Insel gewandert.

     

„Wow, heute war auf einem Berg der höher als die Eiger Nordwand ist. Die ist unter 4000 Meter hoch!!!“

„Die Fahrt nach Cusco war atemberaubend. Eine fantastische Fahrt durch das Altiplano, vorbei an Lamas, Alpakas, Kühen, Schafen und kleinen schnuckeligen Andendörfern... Während der Fahrt saßen wir an der offenen Tür und bewunderten das Land“. (TB-Eintrag vom  17.8.)

Cusco galt unter den Inkas als „Nabel der Welt“. Hier war das Zentrum der Inkakultur, was auch die vielen Festungen und Ruinen um Cusco deutlich machen. Diese Ruinen lassen sich am besten zu Fuß erkunden. Wir fuhren mit einem Collectivo bis zur äußersten Festung „Tambomachay“. Bei dieser Ruine handelt es sich möglicherweise (wie bei allem weiß man es immer noch nicht genau) um ein Anlage des Inca Tupac Yupanki oder um eine Art Wasserheiligtum. Wie auch immer, sieht schon klasse aus! Auf dem Rückweg noch schnell in der Ruinen Qénqo vorbeigeschaut, um dann die riesige Festung Sagsywaman zu bestaunen. Unglaublich wie präzise die meterhohen Steine der 3 Festungsmauern gearbeitet wurden. Es passt wirklich kein Blatt Papier in die Rillen der Steinquader.

Jedes Stück Mauer birgt eine andere Faszination in sich. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was in mir vorging, so gigantisch wirkten diese Mauern auf mich. Ich hätte die Festung gerne gesehen bevor diese verschissenen Spanier sie zerstört haben“. (TB-Eintrag vom 19.8.)

Eindrucksvoll, erschlagend, unglaublich, faszinierend... Schaut es euch an und staunt!

     

                

     

           

               

Ein Traum sollte in den nächsten Tagen war werden. Ich werde Matchupicchu sehen und erleben dürfen. Doch zuvor muss noch die Zugfahrt nach Aquas Caliente, das Dorf am Fuße des Berges,  bewältigt werden. Anfänglich schnaupte sich der Zug in Cusco den Berg in Serpentinen hoch. Bei jeder Wende fuhr der Zug ein Stück weiter und ein Schaffner sprang heraus um die Weiche zu verstellen, damit der Zug wieder Rückwärts hochfahren konnte. Nächste Wende wieder das Selbe und der Zug fuhr wieder vorwärts. Im Urumbatal wurde die Schlucht, je tiefer wir ins Tal fuhren, immer enger. Zum Schluss passte nur noch das Gleis und der Rio Urubamba in das Tal. Ein tolles Bild: dieses schmale Tal und die rechts und links aufsteigenden grünen Bergriesen. Gigantisch!“ (TB-Eintrag vom 20.8.)

           

Da wir den Inkatrail wegen Überbevölkerung in den Sommermonaten nicht wandern wollten, entschieden wir uns für den beschwerlichen Aufstieg von Aquas Caliente hoch zu Matchupicchu. Morgens früh um 5.00 Uhr begannen wir die ca.1750  Stufen (ich habe sie beim runtergehen gezählt) zu besteigen. Nach sehr anstrengenden 1,5 Stunden wurden wir aber mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über der Inkafestung belohnt. Um diese Zeit ist man noch relativ alleine auf der Festung. Lediglich die Wanderer, die den Inkatrail entlang wanderten sind auch schon um diese Zeit  bei der Festung. Das ganze Tourigesockse bequemt sich erst um 10.00 Uhr, wenn die ersten Busse hoch fahren, zur Festung.

Wenngleich ich mir die Festung noch größer vorgestellt habe, war sie imposant und ergreifend. Unglaublich, dass hier oben auf einem Bergrücken solch eine Festung gebaut wurde. Wieder einmal lautet die Frage: Warum gab es die Festung? Was war ihr Zweck? Was verbirgt sich noch alles hinter den Mauern oder in den Schächten? Aber gerade das Geheimnisvolle macht diese Ruine so interessant. Ich hoffe die Wissenschaft wird nie alles über die Ruinen in Erfahrung bringen !

„Ein unglaublich schöner und bewegender Tag neigt sich dem Ende!“.

                 

      

          

Am 26.8. verließen wir Peru mit dem Bus Richtung Copacabana (Bolivien).

Es ist irgendwie schade, denn Peru und seine Menschen haben mir sehr gut gefallen und es gäbe noch so viel zu sehen.“ (TB-Eintrag vom 26.8.)

Die Grenze zu Bolivien war übersät von Menschen die in beide Richtungen wild umherliefen.

In Copacobana, einem Wallfahrtsort (der Strand von Rio wurde nach diesem Ort benannt) entspannten wir auch zwei Tage in einem sehr guten und billigen Hotel mit einem wunderschönen Blick auf den Titicacasee. Auf nach La Paz, die größte und wichtigste Stadt in Bolivien.

                

Wow, wie viele Menschen hier in der Stadt sind. Ein buntes Treiben aus Armut undR eichtum. Sehr interessant, diese Vielfalt der Menschen zu sehen, wenngleich es doch etwas befremdend wirkt, Menschen mit Anzug und Handys zu sehen. So verging der schöne Tag mit Laufen. Hoch, runter, rechts und links, hier eine Straße, da ein Markt (mercado negro - sehr zu empfehlen). So langsam mache ich mir Sorgen um mich. Seit einigen Tagen habe ich anscheinend einen Ausschlag.

„Meinen Ausschlag an Armen und am Hals habe ich immer noch. Zudem sehen meine Augen aus, als wäre ich 50“.  (TB-Eintrag vom 29.8.)

Was es genau war kann ich nicht sagen, aber ich hatte es noch 1 Woche. Überall waren kleine rote Blasen und meine Augenlieder schiene sich langsam aber sicher aufzulösen. Irgendwann ging der Ausschlag wieder weg und ich war nicht traurig darüber!

               

Chacaltaya, 5400 Meter über der Meeresoberfläche! Wahnsinn, so hoch oben war ich noch nie! Ich stand höher als der Mount Blanc, der mit 4800 Meter der höchste Berg Europas ist! Die Luft zum Schneiden dünn, das Atmen fällt sehr schwer! Aber ein Ausblick der alles andere vergessen macht! In der Ferne sieht man La Paz, wie es in einem Talkessel liegt, und den Titicacasee, weit entfernt. Auf der anderen Seite der Bergkette  fällt die Landschaft in die Yungas ab. Zudem überall um uns herum Schnee, der in dieser Höhe noch nicht geschmolzen ist. Am Berg ist auch eine Skipiste, die als höchste Skipiste der Welt gilt, mit dem zugehörigen Häuschen (siehe Bild). An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich den Berg nicht bestiegen habe. Lediglich die letzten 200 Höhenmeter, den Rest mit dem Bus.

 

     

      

Am nächsten Morgen ging es runter in die Yungas, die tropischen Täler. Sehr spektakulär führt die Strecke in endlosen Serpentinen über 3000 Höhenmeter durch drei verschiedene Vegetationszonen (Altiplano, Grünwald, Sekundär-Regenwald) bis nach Coroico und dann noch mal 18 Stunden Busfahrt bis ins Amazonasbecken nach Rurrenabaque. Zur Strecke ist zu sagen, dass immer nur ein Auto auf der nichtasphaltierten Strecke Platz hat, links neben der Strecke der Berg ca. 500 Meter steilabfallend ist und, da man sich nicht schon genug Gedanken über Abstürzen und Tod macht, auch noch alle paar hundert Meter Kreuze am Wegesrand stehen, die von verunglückten Bussen zeugen. Beruhigend, sehr!! Wer von euch Flugangst hat, dem empfehle ich eine Busfahrt in die Yungas und ich verspreche euch, dass ihr niemals mehr Flugangst haben werdet. Versprochen! Ich würde die Strecke auch definitiv nicht in der Regenzeit fahren. Wir fuhren ab und zu durch kleine Wasserrillen und dort begann der Bus schon zu schlingern. In der Regenzeit ist die ganze Strecke aber nass und die Piste ist reinste Schmierseife.

  

 So und dann, damit die Geschichte weitergeht, das´ ich erst einmal danke, dass ich heute hier sitze, lebe und im Stande bin Tagebuch zu schreiben. Auf der Fahrt von Coroico weiter die Yungas runter hatte es nachts geregnet , aber den geisteskranken Fahrer kümmerte dies anscheinend sehr wenig. Er raste die schmale Straße runter, so dass das Heck nachschlingerte und ich wirklich dachte, dass wir gleich unten liegen. Und es gab zudem noch zwei Unterbrechungen: die erste war, als ein Bagger die vom Regen weggespülte Straße wieder hinschaufelte. Zweitens mussten wir halten, da ein Steinhagel vom Berg donnerte. Später kam auch noch Nebel dazu und alles war perfekt..“  (TB-Eintrag vom 2.9.)

In Rurrenabaque, was im Amazonasbecken liegt, erwarteten uns mit Plambättern bedeckte Häuser, schlammige Straßen, Farne, Bananenbäume, Palmen und Jungelgewächse. Es war einfach herrlich! Hier buchten wir auch einen vier Tages Trip in den Urwald des Amazonasbeckens.

Los ging es am nächsten Morgen in einer Gruppe von 10 Personen. Mit zwei Jeeps fuhren wir die unbefestigte, noch vom Regen aufgeweichte Piste in ein drei Stunden entferntes Dorf namens Santa Rose. Überwechseln auf ein kleines Boot, um dann nach weiteren drei Stunden unser Zeltlager für die nächsten drei Tage zu beziehen.Während der Fahrt in unserem Boot sah man alles mögliche an Tieren: Papageien, Paradiesvögel, Wasserschweine, Affen und natürlich Aligatoren und Kaimane.

    

        

Überall lagen sie am Ufer in der Sonne. Bei der Wanderung durch die Pampa, wir waren auf der Suche nach Anacondas, mussten wir durch einen wunderschönen, mit Seerosenbedeckten, aber sehr schlammigen Teich waten. Für das Abendessen sollten wir ein paar Piranhas fangen. Man nimmt einfach eine Schnur mit einem Haken. Am Haken befestigt man ein Stückchen Fleisch und wenn der Fisch zubeißt reißt man an der Schnurr und zieht den Fisch ins Boot. Und so habe auch ich einen kleinen aber feinen Piranha gefangen. Eigentlich bin ich kein Fischesser, aber das Stückchen Piranha hat sehr gut geschmeckt.

    

      

    

      

       mein erbärmlicher Piranha-Fang

Die nächsten Tage verbrachten wir noch mit kleineren Wanderungen durch den Urwald, wobei uns unser einheimischer Guide viel über die Wirkungsweise (Gifte und Heilmittel) der verschiedenen Bäume und Sträucher erklärte. Superinteressant! Zudem sind die ganzen Tiere die einem so begegnen unheimlich faszinierend: Schmetterlinge, Raupen, Taranteln, Frösche, 5cm große Ameisen etc. Nach 4 Tagen Jungeltour mussten wir wider nach Rurrenabaque zurück um die endlos lange Busstrecke nach La Paz zurück zu fahren. Nur 18 Stunden und du bist wieder in La Paz!!!

Über Cochabamba und Sucre erreichten wir nach Tagen und stundenlangen Busfahrten Tarija. „Wir starteten unsere bislang längste Busfahrt um 12.00 Uhr von Sucre. 2,5 Stunden bis nach Potosi. Weitere 15 Stunden bis nach Tarija. Unterbrochen wurde sie durch die obligatorischen 2 Reifenpannen. Bei der ersten Panne hatten wir noch einen Ersatzreifen, bei der Zweiten mussten wir in irgendeinem Dorf bei einem Reifenhändler einen Ersatzreifen für den Ersatzreifen besorgen. So und fahren, fahren, fahren...“ (TB-Eintrag vom 13.9.)

Der Grund warum wir nach Tarija fuhren ist der, dass Freunde von mir dort heirateten und viele aus Deutschland und England die Reise auf sich genommen haben um bei der Hochzeit dabei zu sein. So trafen sich insgesamt ca. 13 Freunde in einem Hostel in Tarija. Übermüdet trafen wir als letzte Hochzeitsgäste im Hostel ein. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Feiern und dem Erzählen unserer erlebten Eindrücken der Reise.Und dann am 16.9 2000 fand in einer Kirche in Tarija endlich die Hochzeit meiner Freunde statt. Wunderschön einmal eine bolivianische Hochzeit miterleben zu dürfen. Bei bolivianischen Hochzeiten wird sehr viel getanzt und noch mehr getrunken. Und das habe ich dann auch die ganze Nacht getan. Singani, dieser leckere bolivianische Schnaps, floss in Strömen. Auch in meine Kehle! Tja, und so kam es, dass sich der nächste Tag für mich etwas ruhiger gestaltete. Ab Tarija fuhren wir alle gemeinsam zum Salar de Uyuni, der großen Salzwüste im Westen Boliviens. Die Bustour zur Salzwüste wurde wiedereinmal zu einem Erlebnis wie alle Bustouren in Peru oder Bolivien. Wiedereinmal eine Reifenpanne und eine entlose Strecke. In Tupiza, dem Tor zum Salzsee schliefen wir eine Nacht, um am nächsten Tag die 4 Tages Tour durch den Salar bis hin zur  chilenischen Grenze zu beginnen

   

                                                                               

.„Und dann fuhren wir in die Salzwüste rein. Geil, auf 9 Meter dickem Salz zu fahren! Man sieht überall nur weiß und am Horizont die dunklen Berge. Ein Bild für Götter! Mitten in der Wüste steuerten wir die Isla de Pescado an, die aus abgestorbenen Korallengestein besteht und mit Kakteen bedeckt ist. Faszinierend diese kleine Insel im Nichts. Und ein Stille ! (TB-Eintrag vom 20.9.)                                            

                  

Nach einer Nacht in einem kleinen Altiplanodorf ging es weiter im Jeep zu mehreren Lagunen auf dem Andenplato – Laguna Canapa, Laguna Hedioda, Laguna Ramaditas und Laguna Colorado. In allen Lagunen, jede mit einer anderen Färbung des Wassers, tummelten sich tausende von farbenprächtigen Flamingos. Schöne und anmutige Tiere!!

Nachdem wir am nächsten Morgen um 5.30 Uhr losfuhren machte es einen kurzen Knall und aus der Motorhaube unseres Jeeps rauchte es. Na toll, ein Wasserschlauch ist geplatzt. Vielleicht war die Nachttemperatur von weit unter 0 Grad doch etwas zu kalt für den Wagen. Nachdem wir den Schlauch mittels Feuer aufgetaut hatten und unseren gesamten Wasservorrat der nächsten Tage wieder in den Kühler geschüttet hatten, konnte es endlich zu einer heißen Quelle und den Geysiren weitergehen. Wie schön doch so ein entspanntes Frühstücksbad mit Kaffe in 40 Grad warmen Wasser sein kann?

              

   

         

             

          

Leider sind die 4 Tage schon vorbei und wir sind zurück in Uyuni, wo sich auch unsere Wege trennen werden. Ich und meine Reisebegleiterin haben uns entschieden in Oruro eine Stop einzulegen um unsere Pässe verlängern zu lassen (was auch superschnell funktionierte).  Leider wurde in Oruro unser Reiseplanung über den Haufen geworfen, denn die bolivianischen Bauern beschlossen zu streiken. Zu den Bauern gesellten sich dann noch andere Gruppierungen, so dass eigentlich ganz Bolivien wegen irgendetwas streikte. Die Folge war, dass weder Zug noch Bus irgendwohin fuhr, da überall Straßensperren standen und alles blockierten. Na super ! Und so saßen wir 5 Tage in diesem  kleinen Ort herum. Hier feierte ich auch meinen Geburtstag!!

„ Ich hörte am Busterminal von drei Franzosen, dass in einem Hotel eine Deutsche ist, die einen Flug nach La Paz für 50 Dollar hat. Im Hotel wurden wir dann weiter geschickt zum Flughafen. Dort trafen wir dann Barbara, die schon seit ein paar Stunden auf einen Flug wartete. Das Angebot für einen Flug lag bei 130 Dollar pro Nase. Das kann ich mir nicht leisten! Aber was soll man machen, wir müssen raus. Wir fuhren zurück, packten schnell unsere Sachen, gingen zur Bank und holten 130 Dollar und fuhren zurück zum Flughafen. Geplanter Start 17.30 Uhr! So warteten wir über 2 Stunden um dann zu erfahren, dass wir heute nicht fliegen. Natürlich waren alle sauer. Ein Bolivianer meinet er könne ein Auto besorgen, mit dem wir nach La Paz fahren könnten. Auf dem Weg würden wir nur ein bisschen Bestechungsgelder brauchen. So fuhren wir, insgesamt 5 Personen, zum Busterminal zurück und warteten dort, bis uns der Bolivianer erzählte, dass er keinen Fahrer findet der uns durch die Blockade bringt...Endlich ! Nach 6 beschissenen Tagen in Oruro sitze ich gerade im Hotel Turino in La Paz und höre Sprechchöre und Schüsse von Tränengaswaffen. Heute morgen brachen wir erneut zum Flughafen in Oruro auf. Dort angekommen wurde uns versichert, dass wir in der Maschine um 12.30 Uhr nach La Paz sitzen werden. Pünktlich um halb eins kam dann das Flugzeug. Einsteigen und ab! In der Luft selbst wackelte und schaukelte das Flugzeug nicht nur hoch und runter, sondern auch rechts und links. Ich musste Lesen, sonst hätte ich vermutlich gekotzt! Und dann überkam mich ein Gefühl der Sicherheit, als die Räder den Boden berührten, wir nur noch rollten und dann zum Stillstand kamen“.    (TB-Eintrag vom 28.9.)

Ja und so sind wir endlich in La Paz und konnten die letzten drei Tage entspannt mit Shopping und relaxen verbringen.

                  

"Hier endet dann auch unsere wundeerschöne gemeinsame Reise. Ich habe sehr viel neue, noch nie erlebte, Eindrücke gewonnen. Als erstes sticht natürlich die ungeheure Armut beider Länder in die Augen. Doch trotz dieser Armut sind die Menschen Fremden gegenüber äußerst nett und hilfsbereit. ..Neu waren auch die schlechten Straßenverhältnisse - kaum Asphalt - eine Ansammlung von ananeinadergereihten Schlaglöchern. Nach sehr langen Busfahrten waren meine Nerven auch dem Reißen nahe. Als Schlußfazit kann ich nur sagen, dass es sehr sschön war mit jemandem Vertrauten zu Reisen und seine Gedanken mitzuteilen. Die Hochzeit war klasse! Alles war klasse! Ich bedanke mich, dass erlebt haben zu dürfen und wünsche beiden Ländern, dass ich in Zukunft etwas für sie tun kann. Bewahrt euch eure Schönheit und Natürlichkeit und lasst euch blos nicht verwestlichen. Ich kome wieder! DANKE AN DAS VOLK VON PERU UND BOLIVIEN UND LEBT IN FRIEDEN!"

(letzter Tagebucheintrag vom  2.10.)